Ausgangspunkt war 2015 ein Projekt von Studenten des Lehrstuhls für Städtebau der RWTH Aachen unter Prof. Rolf Westerheide mit der Frage: „Wie kann der Ort Kall attraktiver gestaltet werden?“. Dabei wurden weitgehende Freiheiten eingeräumt und einige der Entwürfe enthielten hochinteressante Vorschläge.
Die Ortsmitte von Kall bietet Entwicklungspotential. Insbesondere der Bahnhofsvorplatz soll nach Ansicht von Bürgern und Experten deutlich aufgewertet werden. Die Erkenntnis ist nicht neu – hat aber in den letzten Monaten eine ganz neue Dynamik gewonnen.
Die Politik übergab die weitere Bearbeitung dann den Profis des Aachener Planungsbüros „Raumplan“ in Kooperation mit der RWTH.
Das Land Nordrhein-Westfalen bietet mit der Städtebauförderung finanzielle Unterstützung für Kommunen bei der Aufwertung und Revitalisierung ihrer Orte. Um diese Fördermittel zu erhalten, muss ein sogenanntes „Integriertes Handlungskonzept“ (IHK) erarbeitet werden.
Ein weiteres wichtiges Kernthema ist die Entwicklung von Zielen für ein Leitbild, das mit dem Integrierten Handlungskonzept Ende des Jahres 2016 als Antrag für Mittel aus der Städtebauförderung bei der Bezirksregierung Köln vorgelegt werden soll.
Die Aachener Planergemeinschaft hat das IHK mit Unterstützung der Bürger, der Politik und der Gemeindeverwaltung bereits weit vorangebracht. Dazu wurde in zwei Bürgerwerkstätten umfangreich diskutiert und Ideen und Konzepte entwickelt.
Bereits in der ersten Bürgerwerkstatt wurden 4 Themenfelder benannt:
- Unter dem Schlagwort „Funktionsstärkung der Mitte“ werden die Themen Infrastruktur, Handel und Gewerbe behandelt, hinter „Gestaltung der öffentlichen Räume“ versteckt sich alles zu Straßen, Plätzen, Verkehr und Mobilität. Die Themen Wohnen, Energie und Klima werden im Bereich „Neues Bauen“ zusammengefasst. Vierter Schwerpunkt ist „Freizeit und Erholung“, womit Freiraum, Umwelt und Tourismus überschrieben sind. Diese vier Kernfelder bilden nun die Basis, zu denen die Bürger Projekte und Maßnahmen ausarbeiten.
- Natürlich haben sich einige Schlüsselprojekte des „Integrierten Handlungskonzeptes“ herauskristallisiert. Höchste Priorität genießt der Bahnhof inklusive des Bahnhofsplatzes. Von den Bürgern wurde das Areal als Willkommenstor, Ankunftspunkt, Visitenkarte und Ortseingang bezeichnet. Ein gutes Bild gibt er derzeit aber nicht ab. Deshalb müsse der Bereich aufgewertet und die Aufenthaltsqualität, unter anderem durch ein gastronomisches Angebot, verbessert werden.
- Eine klare Aufwertung wünschen sich die Bürger auch für die Bahnhofstraße. Als Problem haben sie den starken Verkehr ausgemacht. Kurzfristig kann diese Situation durch eine Umgestaltung entschärft werden. Langfristig kann aber nur der Bau einer Südtangente Abhilfe schaffen, damit der Durchgangsverkehr von der Bahnhofstraße verschwindet. Die Erdgeschosse der Häuser sollen weiterhin von Einzelhandel, Gastronomie und Gewerbe geprägt sein.
- Auch der historische Ortskern, also der Bereich rund um die Kirche, soll gestärkt werden. Dazu gehört nicht nur die Sanierung der historischen Gebäude, sondern dass auch der Leerstand beseitigt wird. Als positives Beispiel wird die Umnutzung des Schreibwarengeschäfts Haus Mohr am Kirchplatz zum Café genannt.
- Der Kaller Ortskern, so sehen es die Planer, biete ein großes Potenzial für neues Wohnen und neue barrierefreie Wohnformen – besonders vor dem Hintergrund, dass sich die Gemeinde mit dem Siegel „Europäische Energie- und Klimaschutzkommune“ neu aufstelle. Neubauten sollen hohen energetischen Standards entsprechen und Altbauten energetisch saniert werden. Auch das Projekt Klimaschutzsiedlung in der Urftaue stieß auf breite Zustimmung.
- Überhaupt die Urft und die Urftaue in Kall: Beides soll erlebbar gemacht werden. Denkbar sind Wege entlang der Urft, ein Café, ein Naturspielplatz oder, so wie früher, ein Naturschwimmbad. Damit will man gleich zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen, denn diese Projekte machen das Gebiet nicht nur für Bürger, sondern auch für Touristen attraktiv.