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Gemeinde Kall

200 Paare auf der geheimen Liste

Nach zweijähriger Zwangspause wegen Corona - Das Maigeloog trifft sich wieder hinter verschlossener Tür – Die Junggesellen sind bemüht, den über 100 Jahre alten Brauch zu erhalten - Eine Kiste „Stubbis“ als Bestechung für die Erfüllung von Sonderwünschen – Umzug und Ball

Das Maigeloog in Kall hat nach zweijähriger Corona-Pause seine Arbeit im Vereinslokal Gier wieder aufgenommen. Unverzichtbar ist dabei der geheimnisträchtige Koffer, den Hötjong David Dietsch ((rechts) und sein Stellvertreter Marc Lange (links) nicht aus den Händen lassen.

Kall – Zwei Jahre klang mussten sie aufgrund der Corona-Pandemie auf die Pflege des alten Kaller Maibrauchs verzichten. Umso glücklicher sind die Junggesellen des Maigeloogs in diesem Jahr wieder loslegen zu können, um den Kallern wieder eine schöne  Maifeier zu bieten. Direkt nach Karneval hat das Geloog um ihren „Hötjong“ David Dietsch und dessen Stellvertreter Marc Lange begonnen, die Maifeierlichkeiten vorzubereiten. 

„Als wir 2020 nach Karneval mit der Planung der Maifeiern begonnen hatten, machte uns Corona einen Strich durch die Rechnung“, blickt David Dietsch auf den Beginn der Misere zurück. Um dennoch auf sich aufmerksam zu machen, startete das Geloog eine Spendenaktion zugunsten der Kaller Hilfsgruppe Eifel, deinen Erlös von rund 1800 Euro erbrachte.

Die Hoffnung, im Jahr 2021 wieder Maifeierlichkeiten abzuhalten, erfüllte sich nicht. Corona hielt die Eifel weiter im Griff. Als einzig mögliche Aktivität stellten die Geloogsjungen am Vorabend des Maifeiertages stattliche Maibäume vor ihrem Stammlokal, der Gaststätte Gier, sowie bei mehreren Sponsoren auf.  

„In diesem Jahr scheint es endlich wieder was zu werden“, freut sich David Dietsch. Nach Karneval habe sich das Geloog mit Ortsvorsteher Stefan Kupp getroffen, um abzuklären, was möglich sei. Man sei zu dem Ergebnis gekommen, dass die Maifeier stattfinden könne. Von  der Gemeinde habe das Geloog große Unterstützung bekommen, äußerte sich Hötjong Dietsch dankbar. Der Platz am Hallenbad, der durch die Brückenbaustelle und den Folgen des Hochwassers im vergangenen Jahr nicht zugänglich war, sei für die Maifeierlichkeiten hergerichtet worden.

Im Saal der Gaststätte Gier erstellen die Geloogsjungen hinter verschlossener Tür die geheime Liste mit den Maipaaren, die am Vorabend des Maifeiertages öffentlich ausgerufen werden.

Anfang März luden David Dietsch und Marc Lange die Vorstandsmitglieder Simon Derichs (Kassenwart), Jens Hecker (Schriftführer), Daniel Schade (Beisitzer) und Zeugwart Alexander Schade zur ersten Sitzung ein. Seit gut sechs Wochen trifft sich nun das Geloog, dem rund 40 Junggesellen angehören, in der Gaststätte Gier hinter verschlossener Tür, um auf einer geheim gehaltenen Liste die Maipaare zusammenzustellen, die am Vorabend des Maifeiertages vom Felsen an der Gemünder Straße öffentlich ausgerufen werden.


Es ist ein Brauch, der in der Eifel einzigartig ist, und der eine mehr als 100-jährige Tradition hat. Durch das „Verkuppeln“ von Kaller Mädchen ab 16 Jahren und Kaller Jungen ab 18 Jahren zu Maipaaren sind in der Vergangenheit auch schon etliche Ehen entstanden.

„Rund 200 Paare“, so Hötjong David Dietsch,  werden nach wochenlangen Recherchen des Geloogs auf die Mailiste gebracht, wobei die Beratungen im Vereinslokal Gier hinter verschlossener Tür stattfinden. Die fertige Liste hütet David Dietsch im stets verschlossenen Geloogs-Koffer, der ab dem 25. April, während der Präsenz des Geloogs am Maifeuer nahe dem Hallenbad eine große Rolle spielt. 

Ab dann hat jeder Kaller Junggeselle noch die Chance, sein Begehren, mit welcher Herzdame er gern auf der Mailiste stehen würde, erfüllt zu bekommen. Gegen eine Kiste „Stubbis“ ist das Geloog nämlich gerne bereit spezielle Wünsche zu erfüllen.  Das Geloog ist bestechlich, und das schon seit mehr als 100 Jahren. .

Junge Frauen dagegen bekommen diese Möglichkeit nicht, denn  Damenbesuch ist im Geloogs-Lager bis zum Beginn der Maifeier nicht nur unerwünscht sondern absolut tabu.

„Wir werden wieder einen großen Baum auf dem Maiplatz aufstellen“, verspricht David Dietsch. Alle Kaller Jungmänner ab 16 Jahren seien deshalb eingeladen, das Geloog beim Aufbau des Maiplatzes, beim Abholen des Baumes aus dem Wald und beim Aufstellen auf dem Maiplatz zu unterstützen.

Mit der Pferdekutsche werden in Kall die Maikönigspaare bei einem Umzug durch den Ort gefahren. Die Maipaare folgen dem Gespann.

Die Feierlichkeiten zum 1. Mai beginnen am Sonntag, 24. April, um 18 Uhr, mir einer Maimesse in der Pfarrkirche St. Nikolaus. Am Montag 25. April beginnt das Geloog um 9 Uhr mit dem Aufbau des Maiplatzes. Zum  Abholen des Maibaumes aus dem Wald treffen sich die Junggesellen am Dienstag, 26. April, um 15 Uhr.

Das Ausrufen der rund 200 Maipaare beginnt am Samstag, 30. April, ab 14 Uhr vom Felsen an der Gemünder Straße. Höhepunkt des Ausrufens ist die Verkündigung des Maipaares, dessen Identität bis dahin streng geheim gehalten wird. Das Verkünden der Maipaare wird begleitet von einer großen Tombola, für die Kaller Geschäftsleute schöne Preise gestiftet haben. 

Nach dem öffentlichen Ausrufen der Maipaare teilen sich die Geloogsjungen in Gruppen auf und ziehen zum traditionellen Maisingen („He komme die Kaller Knechte…“) von Haus zu Haus um Spenden zu sammeln. Derweil treffen sich Vereine und die Bevölkerung zum gemütlichen Beisammensein am Feuer auf dem Maiplatz. 

Höhepunkt der Maifeier ist der große Umzug am Sonntag, 1. Mai, um 13 Uhr. Vom Hallenbad aus wird der Maikönig, unter Begleitung der Musikkapelle Kall, in einer Kutsche zum Haus der Maikönigin gefahren, wo auch Bürgermeister Hermann-Josef Esser und Ortsvorsteher Stefan Kupp den Majestäten ihre Aufwartung machen. Nach einem Umtrunk und einem Walzertanz des Königspaares auf der Straße startet der Festzug zum Maiball im Saal Gier. Das Geloog und der Ortsvorsteher hoffen, dass die Sonne den Maipaaren zulacht und dass sich auch die Kaller Bevölkerung rege an den Maifeierlichkeiten beteiligt.   

(Reiner Züll)

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