Kall – Zweimal hatten 99 Gäste die Möglichkeit, im Gasthaus Gier den Weiberkarneval sowie den Karnevalssonntag zu feiern. Die neue Verordnung des Landes NRW hatte es möglich gemacht, eine solche Veranstaltung mit reduzierter Personenzahl in einer besonders gesicherten Zone anbieten zu können. Der Vorstand des Kaller Kneipenvereins hatte sich deshalb entschlossen, bei der Gemeinde eine solche Veranstaltung anzumelden.
Die Genehmigung folgte umgehend, so das einem reduzierten Karnevalsspaß nichts mehr im Wege stand. „Für uns bedeutet das nach zwei Jahren wieder ein kleines Stück Normalität, was wir gern mit unseren Gästen gefeiert haben, blickte Vereinsvorsitzender Uwe Schubinski auf die beiden Veranstaltungen zurück. 99 Gäste seien zwar nicht viele, aber man habe diese Chance nutzen wollen.
Ob wohl die Gemeinde Kall keine „gesicherten Brauchtumszonen“ eingerichtet hatte, entschied sich der Verein trotzdem, deren strenge Regeln trotzdem umzusetzen. Der Bereich um die Gaststätte wurde mit einem Bauzaun abgesperrt. Einlass gab es nur für Gäste, die einen negativen Test vorweisen konnten. Für beide Veranstaltungen wurden jeweils 99 Eintrittskarten wurden gedruckt, die schnell vergriffen waren. Ein Sicherheitsdienst übernahm die Einlasskontrolle, wobei alle Gäste einen aktuellen Testnachweis vorweisen mussten, auch dann wenn sie geboostert waren..
Überrascht wurden die Karnevalisten durch den Ausbruch des Krieges in der Ukraine und dessen absehbaren schlimmen Folgen. Wenn auch vielleicht vielen Menschen nicht unbedingt zum Feiern zumute sei, habe man die Veranstaltungen nicht absagen wollen, so der Vorsitzende des Kaller Kneipenvereins, Uwe Schubinski: „Ein paar Stunden Karneval feiern bringt die Menschen in einer solchen schwierigen Situation auf andere Gedanken“.
Bei der Vergabe der Eintrittskarten hatte der Verein zur Erhaltung der Gaststätte Gier zuerst dem Karnevalsverein Löstige Bröder und den eigenen Vereinsmitgliedern den Vorrang gelassen. Erst danach gingen Restkarten in den freien Verkauf. An den beiden Tagen genossen die jeweils 99 Gäste das Feiern ohne Maskenpflicht in einer abgesicherten Zone, wenn auch das Thema Ukraine-Krieg in vielen Köpfen der Feiernden gegenwärtig war.
Sonntags bekam der Verein der Gaststätte Gier noch Besuch aus Sötenich: Eine Gruppe maskierter Jecken hatten sich mit einem kleinen Getränke-Karren auf den Weg nach Kall gemacht, um ihren Kollegen Ludwig Werle zu besuchen, der im Imbiss-Wagen vor der Gaststätte Gier seinen Dienst verrichtete. Allerdings mussten die Sötenicher vor der Absperrung bleiben, weil sie sonst die 99-PersonenGrenze mehr als gesprengt hätten.
Bei den beiden Veranstaltungen hatte der Karnevalsverein Löstige Bröder wenigstens eine kleine Gelegenheit, den diesjährigen Karneval zu feiern. Es gab im zweiten Jahr keine Sitzungen, kein Prinzenpaar, kein Rathaussturm und keinen „Zoch“.
Wie schon im vergangenen Jahr entschloss sich der Vorstand der Löstige Bröder um die Vorsitzende Simone Saßmann, den Kindern des Vereins die schwere Zeit etwas zu versüßen. Dazu bekam der Verein große Unterstützung durch Spenden vom Rewe-Center Anna Pauly, der Kreissparkasse Euskirchen, der VR-Bank Nordeifel und vom Ortsvorsteher Stefan Kupp.
In der Woche vor Karneval hieß es im Autohaus Keutgen „Tüten packen“. Über 130 Tüten mit Süßigkeiten, Luftballons, Fruchtsäften und anderen kleinen Präsente wurden vom Vereinsvorstand und einigen fleißigen Helfern gefüllt und an den folgenden Tagen an die Kinder verteilt. Während die Trainerinnen die Kinder ihrer Garden überraschten, übernahmen Vorstandsmitglieder die Verteilung an die Kinder der Vereinsmitglieder.
Den Tüten beigefügt war eine Grußbotschaft mit der Aufzählung der Sponsoren, einem „Kall-Alaaf“-Gruß und einer Abbildung des Sessions-Ordens. Den hatten Renate Schüttler und Jaqueline Dreßen entworfen, die auch seit einigen Jahren für die Gestaltung des Bühnenbildes der Löstige Bröder verantwortlich sind.
Der Orden zeigt den für den Kaller Karneval unverzichtbaren lustigen Bruder über dem Wappen der Gemeinde Kall, einen kleinen Corona-Erreger und eine große blaue Flutwelle mit dem Sessionsmotto „Ob Corona oder Flut, Karneval bleibt uns im Blut“. Von diesen Orden haben die Löstige Bröder 100 herstellen lassen. Sie wurden vom Vorstand an aktive Mitglieder der Löstige Bröder vergeben, wobei die Vorsitzende Simone Saßmann die meisten Orden den Aktiven höchstpersönlich nach Hause brachte.
„Sowohl die Kinder als auch die Ordensträger haben sich über die Überraschungen gefreut“, berichtete Simone Saßmann die sich schon jetzt wünscht, dass die Kinder im nächsten Jahr Süßigkeiten beim Karnevalszug sammeln können und die Orden an verdiente Mitglieder wieder bei offiziellen Veranstaltungen der Löstige Bröder übergeben werden können.
(Reiner Züll)