Kall - Seit dem ersten Tag löst der Krieg in der Ukraine eine Flüchtlingsbewegung aus, die auch Deutschland, den Kreis Euskirchen und die Gemeinde Kall erreichen wird, beziehungsweise bereits erreicht hat. Menschen, Nationalitäten, Kulturen und Religionen rücken enger zusammen, erneut ist daher verstärkt Solidarität gefragt. Derzeit sind es vor allem Frauen und Kinder, die als Flüchtlinge aus dem Kriegsgebiet auf den Weg in den Westen sind. Die Geflohenen stehen unter Schock oder sind gar traumatisiert, haben Schlimmes gesehen und erlebt und eine lange, aufreibende Reise hinter sich. In Deutschland suchen sie in erster Linie Sicherheit, eine Unterkunft und Nahrung.
Der Krieg inmitten von Europa bewegt die Menschen, auch in der Gemeinde Kall. „Wir alle mussten in den vergangenen zweieinhalb Jahren so oft und auch aktuell wieder feststellen, dass sich von einem Augenblick auf den anderen alles verändern kann“, sagt Hermann-Josef Esser, Bürgermeister der Gemeinde Kall, mit Blick auf die Corona-Pandemie und die Flutkatastrophe vom vergangenen Sommer.
Die Kommunen könnten derzeit noch nicht abschätzen, was genau auf sie zukomme. Besonders für flutbetroffene Städte und Gemeinden gestalte sich die Aufnahme von Flüchtlingen schwieriger als je zuvor. „Viele Unterkünfte sind zerstört und stehen daher nicht zur Verfügung oder werden von flutbetroffenen Personen bewohnt, die ihr Heim verloren haben oder dieses noch nicht wieder beziehen konnten“, so Esser weiter.
Die Gemeindeverwaltung sei daher vor allem auf Solidarität von Seiten der Bürgerinnen und Bürger angewiesen, die bereit seien, Wohnraum für die Geflüchteten anzubieten. Wer private Unterkünfte für die Unterbringung von Menschen aus der Ukraine zur Verfügung stellen möchte, kann dies der Gemeindeverwaltung unter der zentralen Rufnummer 0 24 41/88 8-0 mitteilen. „Wir sind für jede Unterkunft dankbar, die wir Hilfsbedürftigen vermitteln können“, betonen Paul Neufeld und seine Kollegin Jennifer Schmidt, die sich zuletzt auch mit großem Engagement und Erfolg um die Unterbringung von flutbetroffenen Personen gekümmert haben.
Bürgermeister Esser weiß um die Empathie und Hilfsbereitschaft der Kaller Bürger, die sich in ungeahntem Ausmaß bei der Flutkatastrophe gezeigt habe. „Doch selbst in Notsituationen gibt es trotz aller Solidarität leider auch immer wieder Schattenseiten, mit denen man konfrontiert wird“, berichtet er. So seien dem örtlichen Polizeibezirksdienst Vorfälle bekannt, in denen das Aufeinandertreffen von ukrainischen und russischen Mitbürgern nicht friedlich verlaufen oder in denen Personen beider Nationalitäten verbal oder körperlich angegriffen worden seien. „Auch die Zerstörung der ukrainischen Flagge am Kreishaus in Euskirchen ist ein Beispiel, das uns alle aufrütteln sollte“, erinnert Esser.
Angesichts des Krieges in Europa sei ein friedliches Miteinander aller Bürgerinnen und Bürger in den Kommunen wichtiger denn je. „Jetzt müssen Hilfsangebote losgelöst von Sprache, Nationalität und Stolz erfolgen, und Helfende dürfen nicht selbst zur Zielscheibe werden. In gleicher Weise müssen die Angebote aber auch von den Schutzsuchenden angenommen werden“, fordert Esser.
Der Bürgermeister zeigt sich zuversichtlich, dass dies in Kall gelingen werde: „Wir haben bereits in der Vergangenheit vorbildliche Integrationsarbeit mit unseren bewährten Einrichtungen geleistet.“ In einer Notsituation, wie sie derzeit gegeben sei, seien Stolz und fanatischer Patriotismus fehl am Platz.
Auf der Homepage der Gemeinde Kall stehen unter www.kall.de aktuelle Informationen in verschiedenen Sprachen zum Thema „Hilfe für die Ukraine“ zur Verfügung.