Inhalt anspringen

Gemeinde Kall

„Integration ist in Nordrhein-Westfalen ein Erfolgsmodell“

Die Staatssekretärin für Integration des Landes Nordrhein-Westfalen, Serap Güler, zu Gast bei der Veranstaltung „Faktencheck Integration“ in der Bürgerhalle Kall – Landrat Markus Ramers: „Seit 2015 ist der Kreis Euskirchen toleranter und vielfältiger geworden“

Staatsekretärin Serap Güler half Bürgermeister Hermann-Josef Esser den Regenbogen-Button anzustecken.

Kall – „Integration ist in Deutschland ein Erfolgsmodell.“ Mit diesem Statement wies die Staatssekretärin für Integration des Landes Nordrhein-Westfalen, Serap Güler, in der Bürgerhalle Kall darauf hin, dass Integration gelingt und es sich lohnt, auf die Erfolge von guter Integrationsarbeit hinzuweisen. Der Abend lieferte dafür genügend Beispiele. Im Rahmen des Landesförderprojekts „NRWeltoffen“ galt es, während der Veranstaltung „Faktencheck Integration 2021“ der Frage nachzuspüren, wie sich die Integrationsarbeit seit dem Zuzug von Geflüchteten vor allem im Jahr 2015 im Kreis Euskirchen entwickelt hat. Was war gut gelaufen und wo gab es noch Verbesserungsbedarf? Organisiert wurde der Abend, der sowohl in der Bürgerhalle Kall als auch als Streaming-Veranstaltung im Netz stattfand, vom NRWeltoffen-Team gemeinsam mit dem Kommunalen Bildungs- und Integrationszentrum (KoBIZ) des Kreises Euskirchen, Kooperationspartnerin war die Gemeinde Kall.

Bevor die Staatssekretärin aufs Podium stieg, trug sie sich in das „Goldene Buch“ der Gemeinde Kall mit dem Satz ein: „Vielfalt ist definitiv unsere Stärke!“ - ein Slogan, den der Landrat des Kreises Euskirchen Markus Ramers und Kalls Bürgermeister Hermann-Josef Esser im wahrsten Sinne des Wortes mitunterschreiben konnten.

Bürgermeister Hermann-Josef Esser (links) und Landrat Markus Ramers begrüßten die NRW-Staatssekretärin für Integration, Serap Güler, in der Kaller Bürgerhalle.

In seinem Eröffnungsgrußwort erinnerte der Landrat daran, dass selbst die Fußballnationalmannschaft in den vergangenen Jahren bunter geworden sei. „Wert und Erfolg von Integration bemessen sich allerdings nicht danach, wie viele Menschen mit Migrationshintergrund in der Öffentlichkeit stehen, sondern sie bemessen sich nach dem, was im Alltagsleben geschieht, wie viele Zugewanderte bei uns Arbeit gefunden oder einen Sprachkursus absolviert haben. Wie viele Menschen Anschluss oder Aufnahme in Vereinen, ja wie viele hier vor Ort Freunde gefunden haben“, so Ramers. Er betonte, dass es wichtig sei, ein ehrliches Fazit zu ziehen, nichts schön zu reden und Erfolge wie Versäumnisse gleichermaßen zu benennen. Und dies am besten mit den Betroffenen gemeinsam.

Seit 2015 sei der Kreis Euskirchen noch einmal toleranter und vielfältiger geworden. Dies habe nur geschehen können, weil viele Institutionen, Vereine, das KoBIZ, die Ausländerbehörde und vor allem auch die kommunalen Verwaltungen mit angepackt hätten. In diesem Zusammenhang verwies Ramers auch auf den Allgemeinen Vertreter und Integrationsbeauftragten des Kreises Euskirchen, Manfred Poth, der nach 45-jähriger Dienstzeit in Kall seinen letzten Arbeitstag beendete. „Manfred Poth hat stets klare Kante gezeigt und viel dazu beigetragen, dass wir mit unserer Integrationsarbeit im Kreis Euskirchen so erfolgreich waren“, so der Landrat.

NRW-Staatssekretärin Serap Güler trug sich im Beisein von Landrat Markus Ramers (v.l.) und Bürgermeister Hermann-Josef Esser in das Goldene Buch der Gemeinde Kall ein.

Bürgermeister Hermann-Josef Esser erinnerte daran, dass man bereits 2016 in der Gemeinde Kall die erste Vollzeitstelle für den Bereich Integration geschaffen habe, ein Jahr später eine zweite. Er dankte Rat und Fraktionen, die dafür die nötigen Mittel zur Verfügung gestellt hätten. 2019 habe man dann in Kall das „Haus der Begegnung“ eingeweiht. „Ein Ort der Integrationsarbeit, nicht irgendwo abseits, sondern mittendrin im Ort, direkt neben Rathaus und Bahnhof. Dort finden Integrationskurse, Beratungen und Begegnungen statt.“ Auch die aktive Flüchtlingshilfe in der Gemeinde Kall gehe bereits ins sechste Jahr. „Die Ehrenamtlichen verfügen über ein großes Maß an Empathie, Geduld und Ausdauer“, so Esser.

Staatssekretärin Güler freute sich über die nun wieder mögliche Präsenzveranstaltung, da das Thema „Integration“ nach direktem Austausch verlange. Sie erinnerte daran, dass rund jeder dritte Einwohner in Nordrhein-Westfalen eine Einwanderungsgeschichte hat, und dass NRW ein Einwanderungsland mit langer Tradition sei. In diesem Jahr würden auch die Anwerbeabkommen mit der Türkei und anderen Ländern Europas gefeiert. Sie betonte: „Vielfalt ist nicht immer einfach, sie kann auch anstrengend und herausfordernd sein. Aber Vielfalt bereichert.“ Die Staatssekretärin erzählte von ihrem Vater, der 1963 aus der Türkei nach Deutschland gekommen war. „Meine Familie ist bis heute dankbar für die Menschen, die uns aufgenommen haben. In meiner Kindheit hatten wir eine ältere Dame als Nachbarin. Sie war so etwas wie meine deutsche Oma, die uns bei den Hausaufgaben geholfen hat. Und eines war sicher: Es gab immer eine ‚Oma‘, die geholfen hat.“  Selbst in einem kleinen Ort wie Kall gebe es Flüchtlingsinitiativen, was zeige, wie großartig das Engagement in der Gesellschaft war und ist, so Güler. Das respekt- und friedvolle Zusammenleben aller stehe für die Landesregierung im Mittelpunkt. Dies sei eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Die vielen Beispiele von Engagement und gelungener Integration, sollten in den Fokus gerückt werden. Dann könne man auch diejenigen von den positiven Effekten gesellschaftlicher Vielfalt überzeugen, die derzeit noch anderer Meinung seien. Ein Weg, diese Geschichten zu erzählen, ist die Integrations- und Wertschätzungskampagne #IchDuWirNRW der Landesregierung. Die Vorbilder in der Kampagne zeigen, dass Integration gelingt.

Während einer Diskussionsrunde konnten Geflüchtete und Ehrenamtler der Staatsekretärin Serap Güler (links) Fragen stellen.

Sabine Weber und Katharina Wonnemann von „NRWeltoffen“ ließen Fakten sprechen: Zurzeit lebten im Kreis Euskirchen 2889 Geflüchtete mit unterschiedlichem Aufenthaltsstatus, darunter 309 Asylbewerber, 393 Menschen mit Duldung und 224 Menschen mit Abschiebeverbot. Einen einjährigen subsidiären Schutz genössen derzeit 718 Menschen und 1143 Menschen besäßen eine dreijährige Aufenthaltserlaubnis. Im Jahr 2019 seien es noch 3300 Menschen mit unterschiedlichem Aufenthaltsstatus gewesen. Das KoBIZ kümmere sich um schulpflichtige junge Leute, die noch nicht über ausreichende Deutschkenntnisse verfügten und vermittle Plätze in Schulen. Einen deutlichen Anstieg habe es bei den Ausbildungszahlen gegeben.

Der Integrationsbeauftragte des Kreises Euskirchen, Manfred Poth, zeigte sich im Gespräch mit den Geflüchteten optimistisch, dass die Deutschen auch weiterhin für eine offene Gesellschaft votierten.

In zwei Talkrunden hatten unter anderem Zugewanderte, Ehrenamtliche, Integrationsbeauftragte sowie Vertreter der Ausländerbehörde, des Jobcenters und des BAMF (Bundesamt für Migration und Flüchtlinge) die Möglichkeit, mit Staatssekretärin Güler und miteinander ins Gespräch zu kommen. Die Moderation übernahm Elizaveta Khan vom Integrationshaus Köln. Die Staatssekretärin verwies zu Beginn darauf, dass die Corona-Pandemie „Gift für die Integration“ gewesen sei. Viele Kinder seien aufgrund fehlender Sozialkontakte während des Distanzunterrichts zurückgeworfen worden. Die Zugewanderten in den Talkrunden seien lebende Beispiele gelungener Integration. Der Kaller Integrationsbeauftragte Paul Neufeld berichtete von gut integrierten Geflüchteten, die nun neu aufgenommene Personen ehrenamtlich unterstützten. An der Integrationspolitik insgesamt gab es allerdings auch Kritik. Bemängelt wurde vor allem die Bürokratie, bei der selbst den deutschen Helfern manchmal der Durchblick fehle. Auch dauere die Erteilung einer Arbeitserlaubnis häufig sehr lange, was Arbeitgeber abschrecke. Die Schwierigkeiten bei anerkennungsverfahren und Kettenduldungen waren ebenfalls Themen, die Geflüchtete äußerten. Die Landesregierung macht sich dafür stark, gut Integrierten eine Bleibeperspektive zu ermöglichen.

Dank eines strengen Hygienekonzepts konnten viele Teilnehmerinnen und Teilnehmer direkt vor Ort an der Veranstaltung teilnehmen.

Die Situation von Geduldeten ohne Bleibeperspektive, die keinen Zugang zu Sprachkursen und dem Arbeitsmarkt haben, sei für die Betroffenen schwer erträglich. Dazu verwies Manfred Poth auf das neue Kommunale Integrationsmanagement (KIM) im Kreis Euskirchen. Dadurch werde die einzelfallbezogene Zusammenarbeit etwa zwischen Ausländerbehörde und KoBIZ deutlich gestärkt. „Hier sind wir auf einem guten Weg“, so Poth.

Erläuterungen und Hinweise

Bildnachweise

  • Michael Thalken/Eifeler Presse Agentur/epa
  • Michael Thalken/Eifeler Presse Agentur/epa
  • Michael Thalken/Eifeler Presse Agentur/epa
  • Michael Thalken/Eifeler Presse Agentur/epa
  • Michael Thalken/Eifeler Presse Agentur/epa
  • Michael Thalken/Eifeler Presse Agentur/epa