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Gemeinde Kall

Gedenken an den mutigen Pilot

60 Jahre nach dem tödlichen Absturz eines Starfighter F-104 in Krekel wird am Sonntag, 2. Oktober, im Wald bei Krekel an das schlimme Unglück erinnert - Gottesdienst und danach Kranzniederlegung an der Absturzstelle – Luftwaffe soll Erik-Edgar Bedarf als Vorbild ehren

Das ganze Dorf war im September 2012 auf den Beinen, um dem vor 50 Jahren tödlich verunglückten Piloten Erik-Edgar Bedarf die Ehre zu erweisen, der am 3. September 1962 sein Leben opferte, um den Ort Krekel vor einer Katastrophe zu bewahren. Am Sonntag, 2. Oktober findet an der Absturzstelle erneut eine Gedenkfeier statt.

Kall-Krekel. Welcher Mensch war Starfighter-Pilot Erik-Edgar Bedarf, der Krekel am 3. September 1962 vor einer Katastrophe bewahrte? War er verheiratet und hatte er Kinder? Was ist aus der Familie des mutigen Piloten geworden? All diesen Fragen gingen vor zehn Jahren, im Vorfeld einer Gedenkfeier anlässlich des 50. Jahrestages  des tödlichen Starfighter-Absturzes in Krekel, der einst in Nörvenich stationierte ehemalige Luftwaffen-Zeitsoldat Dieter Züll und dessen Sohn Andreas nach.

Bei ihren Recherchen und den Vorbereitungen für die Gedenkfeier in Krekel wurden die beiden damals von der Gemeinschaft der Flieger Deutscher Streitkräfte, hier federführend der im Juli 2020 verstorbene Brigadegeneral a.D. Hermann Hammerstein, unterstützt. Dieser  hatte sich selbst um Informationen über den damals in Krekel getöteten Piloten bemüht.

Das war aber  nicht so einfach, weil schon zu dieser Zeit aus Gründen des Datenschutzes alle geschlossenen Akten nach fünf Jahren vernichtet werden mussten. Und das machte das Aufspüren von Angehörigen des Piloten nach 50 Jahren recht schwierig. Hermann Hammersteins brachte dennoch in Erfahrung, dass Erik Bedarf aus Berlin stammte, 1960 seine fliegerische Ausbildung in Arizona abgeschlossen und 1961 seine fliegerische Laufbahn beim Jabo-Geschwader 31 „Boelcke“ in Nörvenich auf dem Starfighter F-104 begonnen hatte. 

Der damals 26-jährige Starfighter-Pilot Erik Bedarf stürzte in Krekel mit einer F-104 ab. Um die brennende Maschine über das Dorf hinweg zu ziehen, stieg er zu spät mit dem Schleudersitz aus, der sich nicht mehr öffnete.

Bei seinen Recherchen hatte der inzwischen verstorbene Ex-General keine Hinweise gefunden, ob der verunglückte Pilot verheiratet gewesen war.  Auch Recherchen von Dieter und Andreas Züll im Kerpener Archiv der Traditionsgemeinschaft Boelcke, beim Deutschen Luftwaffenring, in den Kreisarchiven Euskirchen und Düren sowie beim Einwohnermeldeamt in Berlin ergaben keinen Aufschluss über etwaige Familienangehörige.

Dieter und Andreas Züll waren sich dennoch sicher, dass der junge Pilot damals verheiratet und Vater eines kleinen Jungen war. Ein Hinweis darauf war die die Aussage einer Hotelbesitzerin aus Krekel, die sich daran erinnert hatte, dass es damals nach dem tödlichen Absturz geheißen hatte: „Mein Gott, dann wächst der Kleine ja ohne Vater auf“.

Dieter und Andreas Züll blieben hartnäckig, hätten sie doch gern vor der 50-Jahr-Gedenkfeier Kontakt mit einem Familienangehörigen aufgenommen. Und das gelang tatsächlich zwei Wochen vor dem 50. Jahrestag des Absturzes, wobei die Lösung nur 200 Meter von der Absturzstelle im dortigen Forsthaus der Familie Reiter lag. 

Von Nachfahren der Familie Reiter erfuhr Züll, dass die Witwe von Erik Bedarf damals einen Tag nach dem schlimmen Unglück das Forsthaus aufgesucht und bitterlich geweint habe. Züll: „Familie Reiter hat bei diesem Besuch erfahren, dass Erik Bedarf ein vier Wochen altes Kind hatte, das einen Tag vor dem Absturz auf den Namen Erik Artur getauft worden war“.

Wie Dieter Züll erfuhr, habe die Witwe, die wieder verheiratet und inzwischen 86 Jahre alt ist, damals oft die Absturzstelle besucht.  Durch weitere Recherchen gelang es Züll schließlich auch, den damals 50 Jahre alten Sohn des Piloten, Erik Artur Bedarf, in Dortmund ausfindig zu machen. 

Zur 50-Jahr- Gedenkfeier im Krekeler Wald hatte der heute 60-Jährige eine Grußbotschaft für die Krekeler an Dieter Züll geschrieben, die damals bei der Feier verlesen wurde. „Vielen Dank im Namen unser Familie, dass Sie das ehrende Gedenken an einen jungen Mann wahren, der mitten im Kalten Krieg in einem zweifelhaften Flugzeug sein Leben verlor“, hatte sich Bedarf bei den Krekeler bedankt. Der Absturz habe damals nicht nur eine tiefe Schneise in den Eifelwald geschlagen, sondern auch in die Familie. 

Dass die wieder verheiratete Witwe des Piloten 2012 unerkannter Weise bei der Gedenkfeier zum 50. Jahrestag an der Absturzstelle anwesend war, war damals keinem bewusst geworden. Das wurde erst später bekannt. Das soll nun bei der Gedenkfeier am Sonntag, 2. Oktober, anders sein.  „Wenn es ihr Gesundheitszustand zulässt, wird die 86-Jährige an der Feier teilnehmen“, so Dieter Züll. Der Sohn Erik Artur Bedarf werde beim Gedenken anwesend sein. 

Dieter Züll, der die Gedenkfeier am 2. Oktober mit organisiert, beim Nörvenicher Jabo-Geschwader Boelcke vor der Tafel mit den Namen der bei Abstürzen getöteten Piloten. Auch der Name von Erik-Edgar Bedarf ist dort aufgeführt.

Zusammen mit Ortsvorsteher Hans Dieter Schäfer haben Dieter und Andreas Züll für die Feier am 2. Oktober ein Programm erarbeitet. Auftakt ist 10.30 Uhr ein Gottesdienst, der von Pfarrer Wieslaw Kaczor zelebriert wird. Nach dem Gottesdienst gehen die Teilnehmer der Gedenkfeier und die Krekeler Bevölkerung geschlossen zur etwa 300 Meter entfernten Absturzstelle, wo ein Kreuz an den Tod des mutigen Piloten vor 60 Jahren erinnert, und wo zum Gedenken Kränze niedergelegt werden.     

Teilnehmer der Feier sind Vertreter der Gemeinde und der Feuerwehr Kall, Bürgermeister Hermann-Josef Esser und Ortsvorsteher Hans Dieter Schäfer. Seitens des Militärs werden Vertreter des Nörvenicher Geschwaders Boelcke sowie Mitglieder der Traditionsgemeinschaften der Flieger Deutscher Streitkräfte und des Luftwaffenringes anwesend sein. 

Eingeladen ist auch der Inspekteur der Luftwaffe, Generalleutnant Ingo Gerhartz, der von 2007  bis 2010 als Kommandeur an der Spitze des Nörvenicher Geschwaders Jabo G 31 Boelcke gestanden hatte. In einem Schreiben den General hat Dieter Züll vorgeschlagen, dem mutigen Piloten auch ein militärisches Denkmal zu setzen, indem Erik Bedarf in der Luftwaffe als Vorbild geführt werde. 

Bei der Fachschule der Luftwaffe in Faßberg könne man einen Hörsaal nach Erik Bedarf benennen, um den Helden von Krekel posthum zu ehren. Geehrt wird der vor 60 Jahren abgestürzte Pilot bereits in Berlin am Denkmal der Bundeswehr. Dort ist auch seit zehn Jahren ein Foto des ehemaligen Stadt-Anzeiger-Fotografen Reiner Züll zu sehen, das die Kranzniederlegung durch das Boelcke-Jabo-Geschwader bei der Gedenkfeier 2012 in Krekel zeigt.

(Reiner Züll) 

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