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Gemeinde Kall

Eine coole Truppe

Eine Diskussion über „Quotenfrauen“ ist in der Kaller Feuerwehr ganz offensichtlich überflüssig: Mit 22 Aktiven sind die Damen in der Wehr bestens vertreten.

Gut vertreten sind in der Kaller Feuerwehr auch weibliche Einsatzkräfte. Sie verteilen sich auf den Löschzug Kall sowie die Löschgruppen Sistig und Wahlen.

Kall – Eine Diskussion über „Quotenfrauen“ ist in der Kaller Feuerwehr ganz offensichtlich überflüssig: Mit 22 Aktiven sind die Damen in der Wehr bestens vertreten. 

„Statt verordneter Frauenquoten haben ein offenbar attraktives Angebot und die Wertschätzung für dieses Ehrenamt dazu geführt, dass so viele Frauen den Weg in die einstige Männerdomäne der Freiwilligen Feuerwehren finden“, so der Erklärungsansatz von Bürgermeister Hermann-Josef Esser. Er freue sich zudem, dass nun auch die weiblichen Feuerwehrkräfte mit der neuen, einheitlich sandfarbenen Schutzausrüstung im Einsatz sind. 

Während einige wie Sabrina Friedrichs oder Julia Mertens schon über jahrelange Erfahrung verfügen, sind viele der Wehrfrauen dem Kaller Löschzug oder den Löschgruppen Sistig und Wahlen 2021 nach der Flut beigetreten. „Ich wollte nach der Flut einfach mithelfen – und jetzt bin ich auf einmal Feuerwehrfrau“, berichtet etwa Monika Leyendecker. Und das mit Leib und Seele, wie man merkt. Ähnlich ging es Jana Kurtensiefen, die bereits ein paar Jahre damit geliebäugelt hatte und dann nach der Katastrophe dachte: „Wenn nicht jetzt, wann dann.“  Mirah Hoener hatte während der Flut einen Hilfstrupp organisiert und dabei gemerkt, dass es ihr ein Herzensanliegen ist zu helfen – in der Kaller Feuerwehr tut sie das nun dauerhaft. 

Im Einsatz (v.l.): Jana Kurtensiefen, Sabrina Friedrichs und Lea Kurtensiefen.

Wie auch Ayleen Linden, die in der Löschgruppe Sistig aktiv ist. Die junge Frau findet darüber hinaus: „Neben unserem Auftrag und den Einsätzen ist die Kameradschaft hier das schönste – wir sind einfach eine coole Truppe.“ Jüngste Aktive ist die 17-jährige Luisa Klinkhammer, der die Gemeinschaft ebenfalls viel bedeutet. Allerdings, so gibt sie schmunzelnd zu, sei sie auch familiär „vorbelastet“, Vater, Bruder und weitere Verwandte sind ebenfalls in der Feuerwehr. Ihr Weg in den aktiven Dienst führte ganz klassisch über die Jugendfeuerwehr. Für die zuständig ist unter anderem mit Verena Zalfen als stellvertretende Jugendwartin auch eine Frau.

Probleme, bei den männlichen Kollegen „ihre Frau“ zu stehen, scheinen die selbstbewussten Kaller Wehrdamen nicht zu kennen. „Klar, manchmal kommt ein Spruch, etwa, ob etwas zu schwer ist oder so“, sagt Julia Mertens und ergänzt lachend: „Aber dann geben wir eben kontra.“ Tatsächlich arbeite man auf Augenhöhe zusammen.

Auf die Frage, ob es auch manchmal schwierig werden kann, gibt die einsatzerfahrene Sabrina Friedrichs Einblicke: „Ja, natürlich. Immer wenn es Todesfälle gibt, etwa bei Unfällen, insbesondere, wenn Kinder involviert sind.“ Das sei nicht einfach. Nach solchen Einsätzen gebe es dann die Möglichkeit zum Austausch in der Mannschaft, auch Notfallseelsorger stünden bei Bedarf zur Verfügung. „Mir persönlich hilft es, darüber zu sprechen“, sagt sie.  Die Einsätze während der Flut, berichtet Julia Mertens, seien zum einen körperlich herausfordernd gewesen: „Man macht einfach immer weiter.“ Als belastend habe sie aber vor allem empfunden, währen der ersten Phase, als das Wasser noch alles beherrschte, nichts tun zu können: „Das wiederspricht einfach unserem Auftrag zu helfen.“ 

Um auf solche und andere Einsätze vorbereitete zu sein, finden zweimal im Monat Übungen statt. Zudem sind die Floriansjünger/innen – egal ob weiblich oder männlich – alle ausgebildet. 

Die Feuerwehrfrau Mirah Hoener ist seit 2021 im Löschzug Kall aktiv.

Für die Ausbildung der Nachwuchskräfte allen Alters zuständig ist der stellvertretende Wehrleiter Andreas Lang. Er freut sich über die weibliche Verstärkung: „Das bringt frischen Schwung rein, auch weil viele junge Damen dabei sind.“ Eine Herausforderung sei die Ausbildung so vieler Neuzugänge. „Normalerweise hatten wir zwei bis drei neue Mitglieder, die die Grundausbildung absolvieren“. Die Ausbildungen finden in Kooperation mit den Wehren aus Hellenthal und Schleiden statt, und zwar mit ehrenamtlichen Kräften aus den eigenen Reihen. „Die haben wir jetzt aufgestockt“, so Lang.

Die positive Personalentwicklung, so Wehrchef Harald Heinen, entspreche auch dem Zuwachs an männlichen Kollegen in der Kaller Feuerwehr: „Aktuell haben wir 139 Wehrfrauen und -männer im aktiven Dienst“, berichtet er, „davon 68 im in Löschzug Kall sowie 39 in der Löschgruppe Sistig und 32 in der Löschgruppe Wahlen.“ Die Frage sei nun, so Heinen, wie nachhaltig dieser Trend sei: „Diese Mannschaft an uns zu binden, das ist die Herausforderung der kommenden Jahre.“ 

Besonders „frauenstark“ ist mit elf aktiven Damen übrigens die Löschgruppe Wahlen, die mit Kerstin Brandhoff als Löschgruppenführerin auch unter erfahrener weiblicher Führung steht. 

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Bildnachweise

  • Alice Gempfer / Gemeinde Kall
  • Freiwillige Feuerwehr Kall
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