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Gemeinde Kall

„Endlich! Beethoven!“ für Flutopfer

Erstes „KlangRaum“-Konzert des Jahres mit dem Trio „Orelon“ wurde kurzfristig zur Benefizveranstaltung in der Aula des Hermann-Josef-Kollegs

Den ersten Auftritt des Jahres in der „KlangRaum“-Konzertreihe im Kloster Steinfeld widmete das musikalische Trio „Orelon“ den Opfern der Flutkatastrophe in der Nordeifel.

Kall-Steinfeld – Eigentlich hatte die Stiftung Kloster Steinfeld ja zu Ludwig van Beethovens 250. Geburtstag ein fulminantes KlangRaum-Konzert mit seinen Werken geben wollen. Aber wegen der Covid-19-Pandemie wurde 2020 nichts daraus. Endlich, Ende August 2021, mit einjähriger Verspätung, war es soweit. Unter dem originellen Titel „Endlich! Beethoven!“ bat der Veranstalter am letzten Augustsonntag statt, wie gewohnt, in die Klosterbibliothek, nunmehr in die Aula des Hermann-Josef-Kollegs.

Wegen der verheerenden Juli-Flut in der Eifel wurde das Gastspiel des Trios „Orelon“ kurzerhand zum Benefizkonzert erklärt, dessen Einnahmen den Opfern der Hochwasserkatastrophe vom 14. Juli zukommt. Gleich zum Auftakt erklang Ludwig van Beethovens jugendlich frisches Trio in c-Moll. Das Ensemble mit Judith Stapf (Geige), Marco Sanna (Klavier) und Arnau Rovira i Bascompte (Violoncello) wusste es meisterlich zu interpretieren.

Das zweite große Werk des Abends stammte aus der Feder von Felix Mendelssohn-Bartholdy. Das im Jahre 1845 fertiggestellte 2. Klaviertrio in c-Moll war zunächst als Geburtstagsgeschenk für seine Schwester gedacht. Doch auch 176 Jahre danach weiß das für Klavier, Violine und Violoncello komponierte Werk noch zu begeistern.

„Für uns wird das Stück immer als Lockdown-Titel in Erinnerung bleiben“, erklärte der Pianist Marco Sanna dem Steinfelder Publikum in der Aula des Hermann-Josef-Kollegs: „Seit Ende des vergangenen Jahres bereiten wir das Trio für den Felix-Mendelssohn-Bartholdy-Hochschulwettbewerb vor, der jedoch seitdem pandemiebedingt immer wieder verschoben wurde.“

Aus diesem Grund habe die Komposition das Trio durch die Covid-19-Zeit begleitet, ohne dass man es bisher vor Publikum aufführen konnten. Live und in Farbe vor persönlich anwesenden Menschen erklang Mendelssohns Werk am Sonntag im Rahmen der „KlangRaum“-Konzertreihe erstmals, die drei Musiker feierten mit ihm endlich ihre persönliche Premiere.

Dankbarkeit fürs Stattfinden

Nicht nur das Trio „Orelon“, sondern auch die Veranstalterin Stiftung Kloster Steinfeld musste in diesem Jahr bereits zahlreiche Auftritte coronabedingt absagen. Zum ersten Mal konnte man in der „KlangRaum“-Reihe am Sonntag endlich wieder Publikum empfangen. Dr. Alfred Feuerborn: „Aufgrund geltender Abstands- und Hygieneregeln mussten wir jedoch von der ehemaligen Klosterbibliothek in die deutlich geräumigere Schulaula ausweichen.“

„Die ehemalige Klosterbibliothek ist natürlich ein sehr inspirierender Raum, doch mit der Aula haben wir eine Alternative, die uns geräumig und bei guter Akustik die Möglichkeit bietet, überhaupt eine derartiges Konzert aufführen zu können“, erklärte Mitorganisatorin Silke Stapf dem Reporter der Agentur ProfiPress. Zum Corona-Desaster trat dann vor wenigen Wochen die Hochwasserkatastrophe. Verlässliche Planungen auf dem kulturellen Sektor schienen ein Ding der Unmöglichkeit zu werden…

„Die Folgen der Flut haben die Stiftung Kloster Steinfeld sofort dazu bewogen, die Einnahmen des heutigen Abends für die Betroffenen zur Verfügung zu stellen. Wir wollen unseren Teil zur Unterstützung beitragen“, so Silke Stapf. Die Unterstützung solle die Eintrittsgelder plus Spenden der Konzertbesucher beinhalten. „Zudem erhoffen wir uns durch diesen Abend für die Betroffenen selbst eine kleine Auszeit und ein wenig geistige Erholung“, so die Mitorganisatorin.

Hochachtung machte sich breit

Als Anteilnahme am Schmerz der von der Flut Betroffenen hatte das Trio „Orelon“ kurzfristig Aaron Coplands „Vitebsk - study on a Jewish theme“ in ihr Repertoire aufgenommen. Judith Stapf: „Das Stück spiegelt die Bitterkeit der jüdischen Geschichte wider, eines Volkes, das schon vor dem Zweiten Weltkrieg verfolgt wurde.“

Das ursprünglich recht kurze Leitmotiv wurde von Aaron Copland auf zahlreiche unterschiedliche Arten interpretiert und in einem Werk zusammengefasst. „Vierteltöne, die Teile des Titels oftmals ein wenig zu hoch oder zu tief erscheinen lassen, bewirken ein Gefühl der Bitterkeit, die der Komponist zum Ausdruck bringen wollte“, lautete die Moderation zum Stück.

Statt Bitterkeit herrschte im Publikum am Ende große Hochachtung und Bewunderung für die dargebotene Leistung der drei Musiker. Mit teils geschlossenen Augen versanken sie in den mitreißenden Klängen, bei denen Klavier, Violine und Violoncello zu einer Einheit zu verschmelzen schienen.

Immer wieder raunte ein geflüstertes „Wow“ durch die Reihen und entsprechend lautstark fiel der anschließende Applaus der Konzertbesucher aus. Die kurze Ablenkung vom derzeit so anstrengenden Alltag dürfte dem Trio „Orelon“ gelungen sein.

Cedric Arndt/pp/Agentur ProfiPress

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  • Cedric Arndt/pp/Agentur ProfiPress