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Gemeinde Kall

Eine 100-jährige Erfolgsgeschichte

Das Autohaus Schmidt wurde1922 gegründet – Eines der ältesten Familienunternehmen in Kall – Am 1. Oktober wird das Jubiläum gefeiert – In vierter Genration übernehmen die Geschwister Mike und Nina den Betrieb zum Jahresende

Bis in die 70er Jahre waren Abschleppwagen des Autohauses unterwegs, wenn es galt Unfallfahrzeuge abzuschleppen.

Kall. Die Firma hatte damals die einstellige Fernsprechnummer 8, und Firmenchef Georg Schmidt war zu dieser Zeit in Kall einer der Pioniere im Zentralheizungsbau und der Warmwasserversorgung. Das ist nun alles genau 100 Jahre her, und aus der im Jahr 1922 gegründeten Bauschlosserei ist im Verlauf der Jahrzehnte ein moderner Kfz-Betrieb entstanden.

Am 1. Oktober gibt es nun im Autohaus Schmidt doppelten Grund zum Feiern. Neben dem 100jährigen Bestehen des Betriebes ist es genau 85 Jahre her, dass das Autohaus Vertragswerkstatt des Autobauers Ford ist und als Ford Service Betrieb firmiert. Derzeit wird das Autohaus vom Ehepaar Jörg und Hanne Schmidt in dritter Generation geführt, wobei die vierte Generation bereits für die Übernahme des Betriebes in den Startlöchern steht.

Zum Jahresende setzen sich Jörg und Hanne Schmidt nach 31-jähriger Geschäftsführung zur Ruhe und übergeben das Geschäft an ihre Kinder, den 46-jährigen Kfz-Meister Mike und die 38-jährige Industriekauffrau Nina (38). In den Beruf des Kfz-Mechatroniker einsteigen will auch Max, der 15jährige Sohn des künftigen Firmenchefs Mike Schmidt, so dass schon jetzt die Fortführung des Betriebes in fünfter Generation gesichert sein dürfte. 

Kall wurde damals noch mit „C“ geschrieben, als der 36-jährige, aus Berlin stammende Schlosser- und Kunstschmiedemeister Georg Schmidt am heutigen Standort in der Trierer Straße den Betrieb „Schlosserei und Eisenkonstruktionen“ eröffnet. Schmidt war ein paar Jahre zuvor von Berlin in die Eifel gekommen, wo er beim Bau der Urftsee-Staumauer als Schlossermeister beim Bau der Überlaufschieber beschäftigt war. 

Das Autohaus vor der Erweiterung im Jahr 1977: Im Vordergrund ist noch die Überdachung der ehemaligen Tankstelle zu sehen.

1922 beschloss der 36-Jährige in der Eifel zu bleiben und gründete noch im selben Jahr die Firma in Kall. In Anspielung auf die Berliner Herkunft des Firmengründers wurde der Betrieb in der Eifel auch unter dem Namen „Icke“ bekannt. Zeitweise baute Schmidt damals in Kall auch Zentralheizungen mit dem „patentierten Original-Sieger-Wakatherd“ (Anzeige im Mechernicher Anzeiger von Juli 1928), der mit einer einzigen Feuerung alle Räume der Wohnung heizte und für Warmwasser sorgte. 

1931 erweiterte Georg Schmidt seine gut florierende Schlosserei um ein kleines Speditionsgeschäft. 1937 wurde der Betrieb ganz auf Autoschlosserei umgestellt, nachdem Georg Schmidt zuvor als einer der ersten Autoschlossereien eine Ford-Vertretung übernommen hatte. Zu dieser Zeit wurden hauptsächlich Lastwagen repariert.   

Im Zweiten Weltkrieg wurde der in unmittelbarer Nähe der Bahnlinie liegende Betrieb von Bomben in Schutt und Asche gelegt. Kaum ein Stein stand noch auf dem anderen. Doch Erich Schmidt, der Sohn des Firmengründers, hatte das Unheil vorausgesehen und das wertvolle Werkzeug der Schlosserei von den Bombenangriffen vergraben. 

Direkt nach dem Krieg begann die Familie mit dem Wiederaufbau der Firma. Aus alten Telegrafenmasten wurden Stützen gearbeitet, auf die ein provisorisches Dach gesetzt wurde. Schon im Sommer 1945 wurden in dieser Hütte bereits wieder Holzvergaser in die Lastwagen eingebaut, wobei das vor dem Krieg in Sicherheit gebrachte Werkzeug wertvolle Dienste leistete. 

Das Team des Autohauses im Jahr des 100-jährigen Bestehens. Von links: Enkel Max Schmidt, Firmenchef Jörg Schmidt und Ehefrau Hanne, die zukünftigen Inhaber Nina und Michael "Mike" Schmidt, Bürokraft Sabrina De Marco und Geselle Raphael Drach.

Die Lkw für die Spedition wurden direkt nach dem Krieg in der Werkstatt aus Einzelteilen von Fahrzeugen, die durch die Kriegseinwirkungen beschädigt worden waren, zusammengebaut. „Quasi eine Art Marke Straßengraben“, so der heutige Firmenchef Jörg Schmidt, der diese Zeiten damals als Kind erlebte.    

Die Firma blühte nach Kriegsende wieder auf und wurde im Jahr 1950 schließlich ganz auf Pkw-Betrieb umgestellt; auf den heutigen Ford Service Betrieb. Zwei Jahre später wurden Pkw-Betrieb und Spedition  getrennt und an die Söhne übergeben. Sohn Erich übernahm die Werkstatt und Sohn Fritz (Icke-Fritz) die Spedition. Bis in die 70er Jahre war der Werkstatt ein Abschleppdienst angeschlossen; alte Kaller erinnern sich auch noch gut an die Texaco-Tankstelle, die  damals vor dem Autohaus stand. Im Verlauf der Jahre wurde der Betrieb mehrmals modernisiert.

Gründer-Sohn Erich Schmidt führte fast 40 Jahre lang das Ford-Autohaus, ehe er dessen Leitung im Jahr 1991 an den ältesten Sohn Jörg übergab, der im Jahr 2017 mit dem Goldenen Meisterbrief ausgezeichnet wurde. Unter der Regie des Gründer-Enkels wurde der Betrieb 1997 um einen Bürotrakt, einen Ausstellungsraum und eine Halle für Karosserie-Arbeiten erweitert. 

In der langjährigen Firmengeschichte haben unzählige Lehrlinge bei Ford-Schmidt das Kfz-Handwerk gelernt. Viele von ihnen haben eigene Betriebe gegründet. Um das Wohl der Kunden kümmern sich heute im Autohaus Schmidt Jörg und Hanne Schmidt, die Geschwister Mike und Nina Schmidt, die Bürokraft Sabrina De Marco, der Geselle Raphael Drach und künftig auch der jüngste Spross Max Schmidt, der das Kfz-Handwerk erlernen und irgendwann den Betrieb in fünfter Generation übernehmen will.

(Reiner Züll)

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  • Reiner Züll
  • Repro: Reiner Züll
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