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Gemeinde Kall

Ein Opfer des kalten Krieges

Die Krekeler gedachten dem Starfighter-Piloten, der vor 60 Jahren sein Leben für den Ort opferte – Brigadegeneral a.D. Hans-Dieter Poth: „Welche Gedanken dem Piloten in diesen Minuten durch den Kopf gegangen sind, werden wir nie erfahren“

„Krekel und seine Bewohner sind an diesem 3. September 1962 von einer Katastrophe verschont geblieben", sagte Brigadegeneral a.D. Hans-Dieter Poth, der in seiner Gedenkrede an den mutigen Piloten erinnerte. Rechts im Bild Generalmajor a..D. Volker Zimmer, der selbst Starfighter-Pilot war.

Kall-Krekel – Bürgermeister Hermann-Josef Esser fand klare Worte für den unheilvollen Starfighter-Absturz vor 60 Jahren im Krekeler Wald, bei dem der damals 26-jährige Pilot Erik Edgar Bedarf sein Leben opferte, um den Ort vor einer Katastrophe zu bewahren. Man lebe heute wieder in Zeiten, wo der Irrsinn von Kriegen unzähligen Vätern und Söhnen das Leben koste. 

„Der junge Pilot ist damals ein Opfer des kalten Krieges geworden, ebenso aber auch ein Opfer der politischen Kultur, weil man damals nicht in der Lage oder nicht bereit war, den Wahnsinn zu beenden und nach den Ursachen der vielen Starfighter-Abstürze zu forschen, die über 100 Piloten das Leben gekostet haben“, sagte Esser bei der Gedenkfeier an der Absturzstelle im Krekeler Wald. Meldungen von Abstürzen der Jets hätten sich damals gehäuft. 

Nachdem vor zehn Jahren erstmals auf Initiative des ehemaligen, in Nörvenich stationierten Luftwaffensoldaten Dieter Züll zum 50. Jahrestag des Absturzes eine Gedenkfeier an der Absturzstelle stattgefunden hatte, gedachten die Krekeler jetzt erneut an die Heldentat des Piloten Erik Bedarf vor 60 Jahren. „Die Krekeler sind Erik ewig dankbar“, sagte Ortsvorsteher Hans-Dieter Schäfer in seiner Rede, in der er das schlimme Geschehen, das er als Kind erlebte, noch einmal in Erinnerung rief.  

Mitglieder des Deutschen Luftwaffenringes brachten Blumen zur Gedenkfeier für den vor 60 Jahren abgestürzten Starfighter-Piloten Erik Bedarf mit.

Hans-Dieter Schäfer hatte mit Dieter Züll und dessen Sohn Andreas die Gedenkfeier organisiert, die am Sonntag mit einem Gottesdienst in der Krekeler Pfarrkirche begonnen hatte. Auch Pater Josef von Steinfeld erinnerte an den jungen Piloten, der damals in der abstürzenden Maschine blieb, um zu verhindern, dass diese in den Ort fiel. 

Nach dem Gottesdienst zog eine Prozession in strömendem Regen zu der gut 300 Meter von der Kirche entfernten Absturzstelle. Dort legten Mitglieder der Krekeler Dorfgemeinschaft einen Kranz an dem Kreuz nieder, das an den tödlich verunglückten Piloten erinnert. Mitglieder des Deutschen Luftwaffenringes stellten eine große Blumenschale an der Gedenkstätte ab. 

Dort begrüßten Hans-Dieter Schäfer und Dieter Züll den Sohn des verunglückten Piloten, Erik Artur Bedarf, der mit seiner Familie nach Krekel gekommen war. Der inzwischen 60-Jährige war damals beim Absturz erst vier Wochen alt und konnte seinen Vater nie kennen lernen. In einer kurzen Rede dankte Bedarf der Krekeler Bevölkerung dafür, dass sie die Erinnerung an den Verstorbenen weiterhin wach halten. Leider habe seine altersschwache Mutter nicht mit zur Gedenkfeier nach Krekel kommen können. Aber, so Erik Artur Bedarf: „Ich werde sie nachher sofort anrufen, und ihr berichten, wie beeindruckend es hier war“. 

Dass Erik Bedarf auch bei den deutschen Streitkräften nicht vergessen ist, zeigte die Anwesenheit von mehreren Soldaten und zwei  ehemaligen Generalen, Brigadegeneral a.D. Hans-Dieter Poth und Generalmajor a.D. Volker Zimmer, der Präsident der „Gemeinschaft der Flieger Deutscher Streitkräfte“ ist.  

General Hans-Dieter Poth, der unter anderem einige Jahre als Verteidigungs-Attaché an der Deutschen Botschaft in Paris tätig war, würdigte den in Krekel tödlich Verunglückten als verantwortungsvollen und besonnenen Piloten. Er habe Oberleutnant Bedarf nicht gekannt, denn er sei damals erst sechs Jahre alt gewesen. Er habe damals gerade mal sechs Kilometer von Krekel entfernt in seinem Elternhaus in Broich gewohnt.

Seit vielen Jahren hegen und pflegen die Krekeler die Gedenkstätte im Wald am Ortsrand.

Am 3. September 1962 sei Bedarf in Nörvenich als Rottenflieger zu einem Übungsflug gestartet und habe Probleme mit dem Fahrwerk gemeldet. Er habe sich dann aus der Formation gelöst und erfolglos versucht, die Probleme in den Griff zu bekommen. General Poth: „Welche Gedanken dem jungen Piloten in diesen Minuten  durch den Kopf gegangen sind, werden wir nie erfahren“. 

Krekel und seine Bewohner seien an diesem 3. September 1962 von einer Katastrophe verschont geblieben. „Fakt ist, dass Oberleutnant Bedarf lange in seinem nicht mehr flugfähigen Starfighter sitzen blieb;  zu lange, um sein Leben mit dem Schleudersitz retten zu können“, so General a.D. Hans-Dieter Poth.

Deshalb sei es auch gut, dass die Einwohner von Krekel die Anlage an der Absturzstelle pflegen und das Andenken an Erik Bedarf bewahrten, der das größtmögliche Opfer in Ausübung seines Dienstes gebracht habe. Poth: „Ich verneige mich vor der Familie Bedarf, die mit dem  Verlust des Sohnes, des Ehemannes und des Vaters weiterleben muss“. 

Im Namen des Orga-Teams bedankte sich Dieter Züll bei den Generalen a.D. und den Anwesenden von Bundeswehr und Feuerwehr. Mit ihrer Anwesenheit und den herzlichen Grußworten habe die Familie Bedarf den Krekeler viel Freude bereitet, wenn es auch kein freudiges Ereignis zu feiern gebe. Züll: „Die Anwesenheit der vielen Menschen trotz der Regengüsse zeigt, dass dieser Absturz vor 60 Jahren bei den Eifelern nicht  in Vergessenheit geraten ist, und auch nie vergessen wird“.

(Reiner Züll) 

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