Kall - Ein volles Abend-Programm zu bewältigen hatten Bürgermeister Hermann-Josef Esser, Harald Heinen als Leiter der Feuerwehr der Gemeinde Kall und der Kaller Löschzugführer Daniel Rütz, als die Mitglieder des Löschzuges nach langer Corona-Pause im Hans Kaiser Saal in Keldenich ihren Kameradschaftsabend feierten. Massenweise Lehrgangszeugnisse und Beförderungsurkunden gab es zu vergeben, mehrere treue Wehrmänner wurden für langjährige Mitgliedschaft ausgezeichnet.
Ehe aber all diese Ereignisse im Saal der Gaststätte „Bei Kathi“ über die Bühne gingen, segnete Pfarrer Hajo Hellwig zuvor auf dem Vorplatz der Gaststätte im Schatten der Keldenicher Kirche noch ein neues Mannschafts-Transportfahrzeug (MTF) der Kaller Wehr ein. Der Ford-Kleinbus ersetzt nun das alte, in die Jahre gekommene Fahrzeug und wird für den Transport der Wehrmitglieder sowie der Jugendfeuerwehr oder auch für logistische Zwecke eingesetzt.
Bevor der offizielle Teil des Abends begann, lud die Löschzugküche die Gäste zu einem opulenten Buffet ein. Denn seit der Flutkatastrophe hat die Kaller Wehr mit dem neuen Mitglied Tom Bork einen gelernten Koch in ihren Reihen. Bork, der auch mit seinem Freund Bernd Züll das Veedels-Video der Gemeindefeuerwehr geschaffen hat, gab zum Einstand mit dem Buffet eine wahrhaft schmackhafte Visitenkarte bei den Festgästen ab.
Weil das eigene Gerätehaus in der Flutnacht zum 15. Juli dieses Jahres von den Wassermassen schwer in Mitleidenschaft gezogen worden war, musste die Wehr in den Hans Kaiser Saal nach Keldenich ausweichen, der die für den Kameradschaftsabend erforderliche Größe hat. Deshalb freute sich Löschzugführer Daniel Rütz, nach fast zweijähriger Corona-Pandemie, endlich mit seiner Mannschaft wieder feiern zu können.
Die vergangenen zwei Jahre seien für die Wehr nicht einfach gewesen. Ganz besonders herausfordernd sei die Flutnacht gewesen, in der die Mannschaft bewiesen habe, was sie leisten könne. Rütz: „Ich bin sehr glücklich darüber, Teil einer solch tollen Truppe zu sein“. Niemand habe mit einem solchen Ausmaß des Hochwassers gerechnet. „Deshalb bin ich sehr stolz auf Eure erbrachte Leistung“, rief der Löschzugführer seinen Einsatzkräften zu: „Ein simples Dankeschön reicht da fast schon gar nicht mehr aus“.
Mit dem Kameradschaftsabend könnten sich die Mitglieder des Löschzuges, der in letzter Zeit viel Zuwachs bekommen habe, zu Recht feiern und die schweren Tage hinter sich lassen. Rütz: „Wir zelebrieren heute unsere Erfolge, die große Leistung und vor allem unseren starken Zusammenhalt“.
Auch Bürgermeister Hermann-Josef Esser dankte dem Löschzug für den fast wochenlangen Einsatz nach der Flut. Es sei noch immer unfassbar, was Mitte Juli geschehen sei. „Das große Leid, die Toten und die schlimmen Zerstörungen werden uns noch Jahre beschäftigten“, so der Bürgermeister. Gottlob habe es in den Reihen der Feuerwehr, wie in anderen Regionen leider geschehen, keine Toten gegeben. Man solle keine Krise ungenutzt lassen und deshalb werde die Gemeinde die Krise auch nutzen, für das zerstörte Gerätehaus einen Ersatz zu schaffen. Man werde es jedoch noch eine Zeitlang provisorisch nutzen müssen. Dafür werde die Gemeinde auch das nötige Geld in die Hand nehmen um, so Esser, „die nächsten zwei, ich hoffe höchstens drei Jahre, noch das alte Gerätehaus in Schuss zu halten, damit es einsatzbereit ist. Und dann werden wir neu bauen“.
Es gebe auch einen der wenigen nützlichen Aspekten der Flut. Es wäre nicht auszudenken, wenn man, wie geplant im Bereich des alten Milzgeländes ein neues Feuerwehrgerätehaus gebaut hätte. Dann wäre das jetzt zerstört. Esser: „Man mag sich das gar nicht ausmalen, wie groß dann unsere Probleme wären“, so der Bürgermeister.
Die Gemeinde werde jetzt den Neubau des Feuerwehrgerätehauses bei der Wiederaufbauhilfe anmelden. Dabei müsse man argumentieren, dass es kein Wiederaufbau, sondern ein Neubau sei, der natürlich mehr Geld koste. Das neue Domizil soll kein Null-Acht-Fuffzehn-Feuerwehrgerätehaus sondern ein modernes Haus werden, Es sei angedacht, ein Klimaschutz-Gerätehaus zu bauen, das möglichst klimaneutral wird oder das zumindest CO2-arm betrieben werden kann. Das Grundstück sei ausgeguckt und die Gemeinde arbeite mit Hochdruck daran. Esser bat dennoch um Geduld: „Wir leben in Deutschland, alles muss seine Ordnung haben. Baurecht, Flucht- und Rettungswege und auch der Brandschutz im Gerätehaus müssen ordentlich durchgeplant sein“. Er sei zuversichtlich das, auch mit Hilfe der Feuerwehr, zu schaffen.
Esser berichtete, dass die Firma Aral der Gemeinde 100 Tankgutscheine je 50 Euro zur Verfügung gestellt habe. Diese würden als Dank für die Einsatzbereitschaft bei der Flutkatastrophe an die Feuerwehrmitglieder teilt.
Auch bei der Ehrung von langjährigen Mitgliedern des Löschzuges und den Beförderungen (siehe Kasten) durch den Leiter der Feuerwehr, Harald Heinen, wurden die Folgen der Flutschäden im Gerätehaus deutlich. Durch die Vernichtung der Kleiderkammer seien auch die bei Beförderungen zu vergebenden Schulterklappen und Funktionsabzeichen weggeschwemmt und vermutlich inzwischen im Urftsee gelandet, so Heinen. Ersatzbeschaffungen seien auf dem Weg, so dass alle Beförderten in den nächsten 14 Jahren mit den richtigen ihnen zustehenden Dienstgradzeichen ausgestattet würden.
Jubilare, Ehrungen und Beförderungen
Zahlreiche Lehrganszeugnisse und Bescheinigungen über Seminarteilnahmen überreichte Wehrleiter Harald Heinen an junge Mitglieder des Löschzuges Kall. Groß war auch die Anzahl der Beförderungen, die Heinen aussprach.
Zum Hauptbrandmeister befördert wurde Hubertus Friedrichs, Brandmeister dürfen sich zukünftig Michael Knie und Andreas Höger nennen. Zu Unterbrandmeistern wurden Mike Herr, Andreas Lang und Lukas Keutgen ernannt. Zu Hauptfeuerwehrmännern befördert wurden Lucas Löffler und Christian Poensgen. Nach Absolvierung eines Grundlehrganges wurden Nico Darowski, Niklas Paffendorf und Rico Spilles vom Anwärter zum Feuerwehrmann befördert.
Im Namen des Verbandes der Feuerwehr NRW zeichnete Harald Heinen die Wehrmitglieder Frank Dreßen, Hubertus Friedrichs und Alois Poth für deren 40-jährige Feuerwehr-Treue aus. Auch diese Urkunden und Goldnadeln müssen nachgereicht werden, weil diese, so Harald Heinen, „vermutlich auch im Urftsee liegen“.
(Reiner Züll)