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Gemeinde Kall

„Die Bäume sind unsere Freunde“

Kaller Kindergärten in Golbach und Scheven sind „Nationalpark-Kitas“ – Fortbildungen in der Nationalpark-Wildniswerkstatt, Projekte und Rezertifizierung nach zwei Jahren – Naturerleben, Achtsamkeit und Nachhaltigkeit

Beim „Feld-, Wald- und Wiesentag“ erforschen die Kinder aus dem Schevener „Wichtelnest“ die Natur in und um Scheven.

Kall – „Bäume sind ganz wichtig, weil ihre Blätter die Luft saubermachen und wir die dann wieder einatmen können“, erklärt Marie. Die Fünfjährige besucht den Kindergarten „Schevener Wichtelnest“ – und dort kennt man sich mit Bäumen ganz besonders gut aus. „Seit 2020 haben wir an der Zertifizierung gearbeitet und sind jetzt Nationalpark-Kita“, berichtet die Einrichtungsleiterin Barabara Hütter, „und befinden uns seit dem Frühjahr 2022 in der Phase der Rezertifizierung.“ Das bedeutet, dass die hauptverantwortlichen Pädagoginnen Sandra Esser und Lea Berg gemeinsam mit dem ganzen Team und – ganz wichtig – mit den Kindern selbst neue Projekt rund um das Thema Natur und Nachhaltigkeit entwickeln und diese dann dokumentieren. Anregungen dazu geben die regelmäßigen Fortbildungen, die das Team des Nationalparks Eifel anbietet.

„Man muss dafür brennen, um das Thema richtig gut zu vermitteln, und bei den beiden ist das so“, sagt Hütter über ihre Mitarbeiterinnen. Sandra Esser bestätigt: „Ich bin einfach gerne draußen in der Natur und möchte den Kindern vermitteln, wie wertvoll sie ist. So können sie auch den Blick dafür bekommen, wie wichtig der Wald für alle Lebewesen ist.“

Schon viel erlebt haben die „Jolepicher Pänz“ in der Natur – das halten sie auch künstlerisch fest.

Dass dies gelungen und der Funke übergesprungen ist, zeigt sich kurz darauf im Stuhlkreis mit den Kindern selbst, die es gar nicht abwarten können, von ihren Erfahrungen im Wald und der Natur zu berichten. Zu Beginn, berichten die Pädagoginnen, habe es einmal in der Woche einen „Waldtag“ gegeben, mittlerweile ist das ein „Feld-, Wald- und Wiesentag“, an dem sie die Natur rund um den Schevener Kindergarten erkunden. Viele Projekte haben schon stattgefunden, damit verbunden sind viele nachhaltige Erfahrungen und Erinnerungen. „Einmal haben wir aus Brennnesseln Chips gemacht“, berichtet Finn und wundert sich noch heute, dass die im Mund gar nicht wehtun. Das erinnert Josie daran, wie einmal alle gemeinsam Apfelsaft gepresst haben. In Richtung Dottel, berichtet Milan, gebe es einen Wald „in den man reingehen kann“, und die fünfjährige Mia berichtet von Tieren, die sie dort bereits gesehen haben: „Hirsche, Rehe und auch schon mal ein Häschen.“ Beeindruckt waren sie auch von Fuchsspuren, die sie gefunden haben.

„Am schönsten finde ich, was für tolle Ideen die Kinder selbst haben, wenn sie in der Natur sind“, berichtet Sandra Esser. So waren es die kleinen Naturforscher selbst, die beschlossen, im Wald aus Ästen und Blättern ein Tipi und aus Holzstämmen einen „Baumkreis“ zu bauen, auf dem sie sitzen und picknicken können. 

Und nach dem Picknick? „Den Müll muss man einsammeln und darf ihn nicht auf den Boden werfen“, weiß der fünfjährige Louis aus Golbach und ergänzt: „Wenn Menschen Plastik wegwerfen und die Vögel das dann fressen, werden sie krank und müssen ins Krankenhaus.“ Louis ist einer der kleinen Natur- und Umweltexperten in der Golbacher Kita „Jolepicher Pänz“. Sein Kindergarten war Vorreiter in Sachen „Nationalpark-Kita“ und wurde bereits 2020 erstmals ausgezeichnet. 

„2018 waren wir bei den ersten Kitas überhaupt, die sich angemeldet haben“, erinnert sich Kitaleiterin Monika Müller. Sie betreut das Thema gemeinsam mit ihrer Kollegin Katja Scholz und hat mit den „Pänz“ schon zahlreiche Projekte ins Leben gerufen, in der ersten Phase 2018 bis 2019 zum Schwerpunkt „Kosmos Wald“, gefolgt von „Nachhaltigkeit“ 2020 bis 2022. Nun, 2022 bis 2024, liegt der Fokus auf dem Thema „Nationalpark“. Begeistert ist Müller vom Team der Nationalparkverwaltung: „Die Fortbildungen sind wirklich großartig organisiert. Wir erhalten nicht nur viele praktische Anregungen, sondern auch umfangreiches Material für die Arbeit mit den Kindern.“ 

Neben den Kindern beziehe man regelmäßig auch die Eltern und deren Ideen mit ein, berichtet sie: „Ein Vater hat mit Kindern Sitzmöbel aus Holz gebaut.“ Im „Wilden Kermeter“ gab es einen Familientag, bei dem die Kinder ihre Liebsten mitbringen konnten. Und nicht nur die: Wenn die Golbacher Naturerforscher im Freien unterwegs sind, darf einer nicht fehlen: „Knut ist immer dabei“, berichtet Monika Müller vom Maskottchen zum Projekt. Knut ist ein quietschegrüner Frosch und „Umweltdetektiv“. Er achtet unterwegs darauf, dass alle sich ganz im Sinne der Natur verhalten – und erklärt auch immer wieder, warum das wichtig ist. 

Bürgermeister Hermann-Josef Esser begrüßt die Projekte der Kitas: „Es freut mich sehr, dass Erzieher/innen und Eltern diese Initiative aufgegriffen haben, um den Kindern schon in ganz jungen Jahren ein Gespür für unsere Natur zu vermitteln. Immerhin ist sie unsere wichtigste Lebensgrundlage.“

Gerne erforschen die kleinen Golbacher auch, was der Wald so alles bietet: „Mit Kastanien kann man ganz toll die Hände massieren“, berichten sie, und verraten: „Nach dem Waldbaden umarmen wir die Bäume gerne, machen die Augen zu und schnuppern an ihnen.“ Denn, da sind sich in Golbach wie in Scheven alle einig: „Die Bäume sind unsere Freunde.“ 

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Bildnachweise

  • Alice Gempfer/Gemeinde Kall
  • Alice Gempfer/Gemeinde Kall