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Gemeinde Kall

Bürgermeister: „Ein geiles Gerät“

Bisher einmalig auf der Welt - Harley Davidson baute für die Kaller Feuerwehr den Prototyp eines Einsatzkrades – 152 PS und 220 km/h schnell – Überraschung beim Flut-Dankesfest des Löschzuges – Am Wochenende wird die „Pan America“ in Hamburg vorgestellt

Eine Reportage im Motorradmagazin "Ride" gab den Impuls für die außergewöhnliche Spende. Harley-Manager Nils Buntrock und die Ride-Fotografin Claudia Werel zeigen die Ausgabe mit dem Spendenaufruf.

Kall -  Bürgermeister Hermann-Josef Esser konnte seine Begeisterung kaum bremsen: „Meine Herren, was ist das für ein geiles Gerät”. Was den Chef der Kaller Feuerwehr derart in Ekstase versetzte, war eine feuerrote, 152 PS starke und 220 Sachen schnelle Harley Davidson „Pan America“, die seit Samstag zum Fuhrpark des Löschzuges Kall gehört. Was den Bürgermeister noch mehr erfreute, war die Tatsache, dass die Gemeinde für das fast 35.000 Euro teure Einsatzkrad keinen Cent ausgeben muss.

Das Krad ist eine Spende der Harley Davidson Germany GmbH, der  deutschen Vertretung des legendären und weltweit bekannten amerikanischen Motorradherstellers aus Milwaukee. Es ist Ersatz für das Einsatzkrad, das bei der Hochwasser-Katastrophe in der Nacht zum 15. Juli vergangenen Jahres im Gerätehaus der Kaller Wehr zerstört wurde.

„Für uns bei Harley Davidson Germany ist es ein ganz besonderer Moment“, sagte auch Nils Buntrock, der Marketing-Manager der deutschen Vertretung, als er das Krad im Beisein von Bürgermeister Hermann-Josef Esser und dem stellvertretenden Gemeindewehrleiter Andreas Lang an Löschzugführer Daniel Rütz und Gemeindebrandinspektor Frank Dreßen übergab. 

Gruppenbild zur Schlüsselübergabe. Von links: Ride-Fotografin Claudia Werel, Konstrukteur Dennis Kaulbach, Bürgermeister Hermann -Josef Esser, Löschzugführer Daniel Rütz, Vize-Wehrleiter Andreas Lang, GBI Frank Dreßen und Harley-Manager Nils Buntrock.

Dass es sich bei dem Einsatzkrad um ein besonderes Motorrad handeln musste, zeigte die Anwesenheit der Journalisten deutscher Motorrad-Medien, die dafür eigens aus Leipzig und Stuttgart angereist waren. Dass es tatsächlich keine alltägliche Übergabe sei, erläuterte Nils Buntrock: „Auch wenn ihr es mir nicht glaubt, ihr seht hier eine Weltneuheit, eine Einzigartigkeit sogar“. Eine Harley Davidson „Pan America“ als Feuerwehr-Einsatzkrad gebe es bisher auf der ganzen Welt noch nicht. „Es ist die allererste, die so gebaut wurde – eigens für die Feuerwehr Kall. Ihr seid also die ersten Besitzer“, so Buntrock zu Löschzugführer Daniel Rütz.

Den Impuls zu der einzigartigen Spende hatte das Motorradmagazin „Ride“ ausgelöst. Redaktionsleiter dieser Fachzeitschrift ist Markus Biebricher, der mit seiner als Fotografin tätigen Ehefrau Claudia Werel in Glehn wohnt. Die beiden hatten in einer Ausgabe nach der Flut von der Zerstörung des Einsatzkrades berichtet, und zusammen mit dem Gemeindebrandinspektor und Motorradfan Frank Dreßen einen Spendenaufruf gestartet. 

Der Aufruf blieb auch den Verantwortlichen bei Harley Davidson  Germany nicht verborgen. „Wir wollten nicht nur Geld und Worte spenden“, berichtete Nils Buntrock bei der Übergabe. Man habe also den Kontakt zu Frank Dreßen gesucht, um die Anfordernisse der Feuerwehr für den Umbau einer Harley „Pan America“ zum Feuerwehr-Einsatzkrad zu erkunden. 

„Ich dachte sofort an versteckte Kamera als Nils Buntrock mich anrief und die Spende eines nagelneuen Harley-Motorrades ankündigte“, berichtete Frank Dreßen am Samstag bei der Übergabe des Krads auf dem Parkplatz am Kaller Ostlandkreuz, wo die Einsatzleitung der Feuerwehr während und noch 14 Tage nach Flut stationiert war, nachdem das Hochwasser auch das Gerätehaus am Hammerwerk überflutet hatte.

Überraschung gelungen: Die Ankunft des Feuerwehr-Krads beim Helferfest des Löschzuges Kall war ein echtes Highlight.

In Kall mit dabei war auch der Konstrukteur und Erbauer des Feuerwehr-Krads, Dennis Kaulbach. Der hatte das erst im vergangenen Jahr entwickelte serienmäßige Adventure-Touring-Modell des US-amerikanischen Herstellers modifiziert, um den Anforderungen eines Feuerwehr-Einsatzfahrzeuges gerecht zu werden. Dabei gab es einige europäische Richtlinien zu beachten, wie Dennis Kaulbach am Samstag berichtete. 

Das Krad bekam neben Blaulicht und Martinshorn in spezielles Navigationsgerät, das es ermöglicht, mit anderen  Einsatzkräften zu kommunizieren.  Zudem stattete Kaulbach das Zweirad mit einer Funkanlage, einer Erste-Hilfe-Ausrüstung und einem Feuerlöscher aus. Eine zusätzliche Batterie mit speziellem Ladesystem stellt sicher, dass sich die umfangreiche Sonderausstattung auch bei längeren Standzeiten des Krades nutzen lässt.

Auch die Optik des Fahrzeuges ist den europäischen Richtlinien für besondere Signalfarben angepasst. Tank, Rahmenheck, Felgen und die Kühlerverkleidung  sind entsprechend lackiert. Marketing-Manager Nils Buntrock: „Wir sind stolz, dass wir das erste professionell umgebaute Pan-America-Feuerwehr-Krad der Welt geschaffen haben“. Das für die Feuerwehr Kall zu tun, sei ihm eine Herzensangelegenheit gewesen.

Am Abend wurde das Krad in Keldenich beim Dankesfest für die Fluthelfer und die bis dahin ahnungslosen Einsatzkräften der Feuerwehr Kall als Überraschung präsentiert. Bei dieser Gelegenheit bedankten sich Bürgermeister Hermann-Josef Esser und Löschzugführer Daniel Rütz bei Nils Buntrock für diese großzügige Spende. „Wir hätten uns das nicht träumen lassen“, schwärmte auch  der stellvertretende Gemeindewehrleiter Andreas Lang. Eine Anschaffung aus eigenen Mitteln wäre nie möglich gewesen.  Und, so Lang: „Wir hätten dieses Krad in der verhängnisvollen Flutnacht gut brauchen können“.

Für seine Mitwirkung bei der Modifizierung des Krades für den Feuerwehreinsatz bekam Gemeindebrandinspektor Frank Dreßen von Nils Buntrock ein eintägiges Training für die „Pan America“ im Enduro-Park in Holzminden geschenkt. Wie Löschzugführer  Daniel Rütz verlauten ließ, werden Kradmelder des Löschzuges ebenfalls mit den besonderen Eigenschaften des Einsatzkrades vertraut gemacht. 

Das Motorrad wurde noch am Samstagabend nach der Präsentation in Keldenich wieder abtransportiert. Es wird vor seiner endgültigen Stationierung in Kall vom 24. bis 26. Juni bei den Internationalen Harley Days in Hamburg als Weltneuheit vorgestellt.

(Reiner Züll)

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  • Reiner Züll
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