Kall-Sötenich – „Das passt so – das Konto ist leer“, kommentierte der Vorsitzende des Sötenicher Bürgervereins Heinz Esser scherzhaft den Erhalt eines Bewilligungsbescheids über knapp 2 Millionen Euro aus dem Händen von Ina Scharrenbach, NRW-Ministerin für Heimat, Kommunales, Bau und Digitalisierung. Mit den nun bewilligten Mitteln zum Wiederaufbau des durch die Flut 2021 komplett zerstörten Bürgerhauses soll die Begegnungsstätte neu aufgebaut werden – wenn auch am neuen Standort und in anderer Form.
Ministerin Scharrenbach warf einen Blick zurück: „Mit Mitteln aus dem Dorferneuerungsprogramm hatten sie das Bürgerhaus mit viel Engagement und Herzblut saniert und standen kurz vor der Neueröffnung.“ Dann aber kam die Flut, die das auf dem Dorfplatz nahe an der Urft gelegene Gebäude zerstörte und in Teilen mit sich riss. Scharrenbach: „Das war sehr bitter.“ Ortsvorsteher Thomas Müller zollte dem Bürgerverein Respekt für seinen langen Atem: „Ihr musstet einige Rückschläge hinnehmen und habt euer Herzensprojekt trotzdem immer weiterverfolgt.“
Am Anfang der Planungen zum Wiederaufbau stand die Standortfrage, denn im Sinne des Hochwasserschutzes sollte das Bürgerhaus nicht wieder am selben Standort errichtet werden. „Die Suche nach einem geeigneten Standort war schwierig“, so Heinz Esser. Bürgermeister Hermann-Josef Esser, der betonte, in keinem verwandtschaftlichen Verhältnis mit dem Bürgervereinsvorsitzenden zu stehen. berichtete: „Schließlich entstand die Idee, hier Synergieeffekte zu nutzen, und den Wiederaufbau des Bürgerhauses gemeinsam mit der Neugestaltung des Sportlerheims anzugehen.“ Hierfür hatte Scharrenbachs Staatssekretär Daniel Sieveke bereits im Januar dieses Jahres einen Förderbescheid in Höhe von 1,5 Millionen Euro überbracht. Im Rahmen des Projektes „Ersatzneubau eines Sportheims und Ertüchtigung der Sportanlage Sötenich“ sollen inklusive Eigenanteil für insgesamt gut 1,9 Millionen Euro auch ein neuer Kunstrasenplatz sowie weitere Freizeitangebote für alle Generationen entstehen.
Lange hatte sich der Bürgerverein mit Unterstützung der Kaller Verwaltung dafür eingesetzt, dass auch der Neubau des Bürgerhauses in die Planungen integriert werden kann, obwohl „Synergie in der Zeughausstraße nicht leicht zu platzieren ist“, wie Bürgermeister Esser mit Blick auf die Kölner Bezirksregierung anbrachte.
„Nun werden wir guten Mutes weiter vorangehen. Das heute ist ein wichtiger Meilenstein“, so der Bürgervereinsvorsitzende, der von seiner Stellvertreterin Birgit Drewes und Schriftführer Marcel Höger begleitet wurde. Dass das Projekt von der Sötenicher Bevölkerung begrüßt und auch getragen wird zeigte auch die hohe „Vereinsdichte“. Zur Übergabe des Bewilligungsbescheids gratulierten Vertreter des SV Sötenich, des Junggesellen-, Karnevals-, Eifel- und Musikvereins sowie der St.-Mathias-Bruderschaft. Zuspruch gab es vor Ort auch von MdB Detlef Seif, den Landtagsabgeordneten Klaus Voussem und Dr. Ralf Nolten sowie von Kalls stellvertretender Bürgermeisterin Steffi Hübner.
Auf den Zeitplan angesprochen, ging Manfred Poth, Projektleiter Wiederaufbau bei der Gemeinde Kall, zunächst auf die besonderen Rahmenbedingungen am Sötenicher Sportplatz ein: „Wir haben hier auch ein Starkregengebiet.“ Daher müssten große Wassermengen oberhalb des Sportplatzes abgeleitet und am Platz vorbei in den Kanal bzw. schließlich in die Urft geleitet werden. Er hoffe, so Poth, dass die Planungen bis zum Sommer 2023 abgeschlossen sein und die Vergabe der Starkregenmaßnahmen Anfang 2024 erfolgen kann. Mit dem Baubeginn für Sportlerheim und Bürgerhaus rechne er im besten Falle für Sommer 2024, wobei die Bauzeit rund anderthalb Jahre betragen werde.
Ein schönes Fazit fand Ministerin Ina Scharrenbach, auch wenn sie einräumte, dass die Metapher nicht von ihr sei: „Die Flut hat Ihre Häuser zerstört, aber auch Ihre Herzen gefüllt. Sie haben sich gegenseitig geholfen und sind wieder aufgestanden.“