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Gemeinde Kall

Begegnungscafé wichtiger denn je

Mit Beginn des russischen Angriffskrieges kommen zahlreiche Schutzsuchende aus der Ukraine auch nach Kall – Begegnungscafé für alle „alten“ wie neuen Kaller Bürger in der Gaststätte Gier - Netzwerkarbeit

Kall – Die meisten Gäste beim Kaller Begegnungscafé der Flüchtlingshilfe - seien es Schutzsuchende, Kaller Bürger, Netzwerker/Innen oder Mitarbeiter/Innen der Verwaltung - kennen sich bereits und freuen sich über das Wiedersehen im Saal der Gaststätte Gier. Auf Initiative von Bürgermeister Hermann-Josef Esser hin und dank der Unterstützung des Vereins zum Erhalt der Gaststätte Gier konnte der Integrationsbeauftragte Paul Neufeld den beliebten Treffpunkt im Juli dieses Jahres gemeinsam mit den Ehrenamtlichen der Flüchtlingshilfe Kall wiederaufleben lassen. „Wir sind sehr dankbar, dass wir uns hier im Saal Gier treffen können solange sich das Haus der Begegnung noch im Wiederaufbau befindet“, sagt der Bürgermeister.

Auch Integrations-Netzwerker/Innen wie Roland Kuhlen vom KoBiz des Kreises Euskirchen, Norbert Weber vom Jugendmigrationsdienst und Karoline July vom DRK-Team Migration/Integration nehmen die Begegnungen und den Austausch im Café gerne dort wieder auf, wo er flutbedingt unterbrochen worden war. Ähnlich geht es Stammgästen aus Syrien und anderen Nationen, die vor der Flut regelmäßig zum monatlichen Treffen gekommen waren.

Neu dabei sind seit einigen Monaten auch zwei junge Ukrainerinnen, die mit ihren Kindern vor dem russischen Angriffskrieg aus der Ukraine geflohen sind. „Mein Mann ist im Krieg.“, berichtet eine von ihnen. Sie selbst sei mit ihrem fünfjährigen Sohn aus Kiew zunächst mit dem Zug, dann zu Fuß über die polnische Grenze und schließlich mit freiwilligen Helfern nach Berlin geflohen. Von dort aus kam sie mit Freunden nach Blankenheim und lebt mittlerweile in Kall. Auf die Frage, ob sie mit ihrem Mann in Kontakt stehe, und ob es ihm gut gehe, antwortet sie: „Jetzt ja...“, und setzt an zu erklären.

Doch unvermittelt bricht sie ab und nimmt ihr Telefon zur Hand, eine Nachricht ist eingegangen. Und plötzlich ist er da, der Krieg, ganz nah, mitten in Kall im Saal Gier. „Das ist mein Mann“, sagt die junge Mutter, ihr Gesicht sieht angespannt aus. Sie liest eine Nachricht, antwortet. Schließlich legt sie ihr Handy beiseite, allerdings direkt vor sich, in Sichtweite. „Er ist im Donbass und jeden Tag in Lebensgefahr“, sagt sie. Lange Zeit habe sie gar keinen Kontakt gehabt, kein Lebenszeichen erhalten, weil ihr Mann sich in einem Spezialeinsatz befunden habe. Dann klingelt das Telefon. Wieder ist die Anspannung im Gesicht der Ukrainerin zu erkennen, die in Kiew als Musiklehrerin und zuletzt in einer Bank gearbeitet hatte. „Meine Mutter - die Situation ist sehr schlimm“, berichtet sie nach dem Telefonat, „die ganze Zeit fallen Bomben und sie ist im Keller.“

Es ist offensichtlich und kaum vorstellbar, unter welch großer Anspannung die nach Kall geflüchteten Menschen stehen. Gleichzeitig, betonen sie, sei ihnen die Gemeinschaft sehr wichtig und sie seien dankbar für die Unterstützung, die sie in Kall erführen.

Das Begegnungscafé findet jeden dritten Donnerstag im Monat statt von 16 bis 18 Uhr im Saal der Gaststätte Gier. Der nächste Termin ist Donnerstag, der 15. Dezember. Alle Interessierten sind herzlich willkommen. 

Aktuell leben in Kall 276 Menschen mit Fluchthintergrund, sie kommen aus 23 verschiedenen Ländern. Die meisten von ihnen stammen aus Syrien (76) und der Ukraine (75). Ansprechpartner für Migration und Integration ist Paul Neufeld, Integrationsbeauftragter der Gemeinde Kall, Tel. 02441-888-10.

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Bildnachweise

  • Foto: Alice Gempfer/Gemeinde Kall
  • Foto: Alice Gempfer/Gemeinde Kall