Kall - Als das verheerende Hochwasser am Abend des 14. Juli über Kall hinein brach, machten die Fluten auch nicht vor der Bürgerhalle in der Auelstraße halt. Das Wasser verwüstete über Nacht das Gebäude, an dem Schäden in Höhe von rund 900.000 Euro entstanden. Es wird noch Monate dauern, ehe die große Veranstaltungshalle wieder nutzbar sein wird.
Derzeit sind in der „guten Stube“ des Bürgervereins noch immer Bautrockner im Einsatz, das Halleninnere ist inzwischen weitgehend entkernt worden und präsentiert sich als Rohbau. Auf rund 200.000 Euro schätzt der Ortsvorsteher und Vorsitzender des Bürgervereins, Stefan Kupp, die Flut-Schäden an der Inneneinrichtung und des mobilen Inventares.
Jetzt bekam der Bürgerverein (BV) eine finanzielle Unterstützung von dem Verein „Axa von Herz zu Herz“, einem sozialen Verein der Kölner Axa-Versicherungs AG. Die Spendenpatin der Axa, Sarah Nelles aus Nettersheim, übergab jetzt in der ramponierten Bürgerhalle einen Spendenscheck über 5000 Euro an den BV-Vorsitzenden Stefan Kupp und dessen Vorstandskollegen Peter Berbuir.
Wie Sarah Nelles, die seit 20 Jahren in der Axa-Hauptverwaltung in Köln arbeitet, berichtete, habe Axa Deutschland nach der Flutkatastrophe einen Hilfsfonds über zehn Millionen Euro für Hochwasseropfer ohne Elementarversicherung gebildet. Der Verein „Axa von Herz zu Herz“ habe zudem zu einer Spendenaktion aufgerufen, in deren Verlauf Mitarbeiter, Vertriebspartner und die Axa selbst Geld bereit gestellt hätten. Die Spendenbereitschaft sei groß gewesen, zumal die Axa zugesagt hatte, die Spendensumme zu verdoppeln.
Wegen ihrer Nähe zu den Betroffenen seien Mitarbeiter der Versicherung als Spendenpaten aufgerufen worden, Projekte zu nennen, wo zielgerichtete Hilfe erforderlich sei. Sarah Nelles schlug mit der Unterstützung der Feuerwehr Nettersheim, des Bürgervereins Kall und dem SV Nierfeld drei Projekte vor, die allesamt als unterstützungswürdig anerkannt wurden.
In der schwer beschädigten Bürgerhalle konnte sich Sarah Nelles ein Bild von den großen Schäden machen. Die seien an ersten Tagen nach der Flut noch gar nicht in diesem Ausmaß erkennbar gewesen, berichtete BV-Vorsitzender Stefan Kupp. Als NRW-Ministerin Ina Scharrenbach die Halle drei Tage nach der Katastrophe in Augenschein genommen habe, sei man noch voller Hoffnung gewesen, mit einem blauen Auge davongekommen zu sein.
Aber schon ein paar Tage später sei der Parkettboden großflächig hochgegangen, die Küche und die Theke hätten sich als Totalschaden entpuppt, ebenfalls die kompletten Wandverkleidungen. Am Ende sei von der Halle nur noch ein nasser Rohbau übrig geblieben, der sich derzeit in der Trocknungsphase befinde.
Die Spende der Axa komme dem Bürgerverein gelegen. Man werde diese nach dem Wiederaufbau der Halle zum Beispiel als Baustein einer neuen Beschallungsanlage verwenden. Zurzeit liefen diverse Ortsbesichtigungen einzelner Handwerker zwecks der Erstellung von Angeboten für die unterschiedlichen Gewerke. Stefan Kupp: „Wir wollen die Halle vorausschauend und zukunftsorientiert erneuern, wobei eine energetische Aufwertung angestrebt wird“. Zur Zeit würden die Schäden am Inventar (Stühle, Tische, etc.) zusammengestellt.
Die Sanierung der Halle soll ausgerichtet sein, dass größere Kulturveranstaltungen, Events, Ausstellungen, Tagungen, aber auch private Feiern ansprechend und in einem modernen Rahmen gestaltet werden können. Der Verein strebe eine möglichst rasche Wiederbenutzung der Halle an. „Wir gehen davon aus, dass wir trotz zu erwartender Material-Engpässe und eventuell fehlenden Handwerkern ab dem zweiten Quartal mit den Sanierungsarbeiten beginnen können“, ist Stefan Kupp zuversichtlich.
Der Bürgerverein möchte mit der Sanierung der Halle auch andere Vereine unterstützen, die durch die Flut ihr Domizil verloren haben, wie es zum Beispiel in Sötenich passiert ist, wo die Vereine ihr Bürgerhaus ganz verloren hätten. Trotz allen schlimmen Folgen der Flut, schaue der Bürgerverein in Kall zuversichtlich in die Zukunft. „wir müssen aus dem Schlechten nun das Beste machen“, so der Vorsitzende.
(Reiner Züll)